Text und Fotos von Benny Trapp

Zugegeben, Landschildkröten in der Natur zu beobachten, war bis vor wenigen Jahrzehnten noch um einiges leichter. Meine ersten eigenen Erfahrungen machte ich im zarten Alter von fünf Jahren in Griechenland. Dort verbrachte ich den Urlaub mit der Familie und konnte damals noch Zeuge eines Individuen-Reichtums werden, von dem man heute nur noch träumen kann.

Euböa, die Breitrandschildkröte

Sofort verliebt hatten wir Kinder uns in eine Breitrandschildkröte (Testudo marginata), die wir damals nach der Halbinsel tauften, auf der sie uns über den Weg gelaufen war: Euböa. Das bedauernswerte Tier musste uns einige Tage auf der Fußmatte vor den hinteren Sitzen des Opel Kadett begleiten, mit dem wir seinerzeit unterwegs waren, und überraschte uns dabei mehrfach damit, welche Mengen verdauter Nahrung sich in einem so kleinen Tier befinden (oder eben irgendwann auch nicht mehr). Um mit ihr zu spielen und um sie zu streicheln und zu füttern, wurde Euböa regelmäßig im Schatten der Pinien gleich neben den Badetüchern am Strand untergebracht. Zugegeben, in den Siebzigern hatte man noch andere Vorstellungen von Tierhaltung, als Fünfjähriger sowieso. Und bei allem Zwiespalt zwischen Kinder- und Tierliebe ist es meinen Eltern zu verdanken, dass diese Schildkröte am Ende doch wieder dort ausgesetzt wurde, wo wir sie gefunden hatten. Natürlich hatten wir Kinder die Schildkröte eigentlich als Haustier mit nach Deutschland nehmen wollen. Jedoch schlug mein Vater uns vor, fair zu sein und ihr die Wahl selbst zu überlassen, ob sie mitkommen wollte oder lieber nicht. Dabei wusste er natürlich, dass das Tier, seinem natürlichen Verhalten folgend und an sozialen Kontakten zu Menschen eher desinteressiert, rasch im Gebüsch verschwinden würde, sobald wir es dort erst einmal hinsetzten. So wurde sie mehrere Male für eine gute Stunde alleine gelassen, um sich „selbst zu entscheiden“. Doch mein Vater hatte vermutlich meine frühkindlichen Talente in der Feldforschung unterschätzt, sodass es letztendlich mehrere Anläufe brauchte, bis sie tatsäclich soweit weggelaufen oder eben gut genug versteckt war, dass ich sie nicht innerhalb kürzester Zeit wieder aufgespürt hätte. So eilig jedenfalls schien das Tier es letztlich doch nicht gehabt zu haben...

Aber es blieb in dem mehrwöchigen Urlaub natürlich nicht bei dieser einen Schildkröte, ganz im Gegenteil.

 

Den vollständigen Artikel finden Sie in Ausgabe 44