Straßburger Universalgelehrte und Frankfurter Kosmopoliten Teil 2
von Holger Vetter
Von Phobien und Briefmarken
Die zweite heute allgemein anerkannte Unterart von T. hermanni ist die Griechische Landschildkröte (Testudo hermanni boettgeri Mojsisovics, 1889), die in Albanien, Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Kroatien, Griechenland, im Kosovo, in Mazedonien, Montenegro, Rumänien, Serbien, Slowenien, dem europäischen Teil der Türkei und vermutlich im Nordosten Italiens verbreitet ist. Auch wenn Robert Mertens wie erwähnt posthum den „Verlust“ einer validen Unterart mit seinem Namen erlitt, blieb die Ehre, Pate für eine Unterart von T. hermanni gestanden zu haben, sozusagen doch zumindest in der „Senckenberg-Familie“: Der österreichische Zoologe August Mojsisovics von Moisvár, der Testudo hermanni boettgeri im Jahr 1889 aus der Umgebung der Stadt Orșova im Südwesten des heutigen Rumänien beschrieb, benannte sie nach dem deutschen Lehrer, Zoologen und Paläontologen Oskar Boettger (1844–1910; bis etwa 1883 „Böttger“, dann änderte er selbst die Schreibweise seines Namens), dessen berufliches Wirken ebenso wie das von Mertens eng mit dem Senckenbergmuseum verbunden war.
Ungebetene Eindringlinge – Waschbären erbeuten Schildkröten aus Freilandterrarien
von Andreas S. Hennig
Seit einigen Jahren kommt es zunehmend vor, dass Waschbären in mitteleuropäischen Freilandterrarien Schildkröten erbeuten, diese (an-)fressen oder verschleppen. Das Auffinden der so getöteten oder schwer verletzten Pfleglinge ist für betroffene Terrarianer alles andere als erbaulich. Ich selbst musste bisher auch schon zwei nachweislich von Waschbären verursachte Verluste verzeichnen.
Von Wasserschildkröten und Waschbären
von Maik Schilde
Wenn man sich für die Haltung nordamerikanischer Wasserschildkröten interessiert, stellt sich unweigerlich die Frage nach der saisonalen Freilandhaltung. Sofern die Möglichkeit dazu besteht, lassen sich Wasserschildkröten aus Europa und Nordamerika über den Sommer – also in etwa von Mai bis Oktober – im Freiland pflegen.
Eine Gemeinschaftsanlage für europäische Land- und Sumpfschildkröten
von Michael Richter
Landschildkröten leben schon seit meiner frühesten Kindheit in unserem Garten. Den Sommer verbrachten sie im Freiland, nur von einem einfach auf der Wiese stehenden Bretterrahmen umgeben. Für den Winter kamen sie in die typisch „nachlässig“ gezimmerte und mit Laub gefüllte Holzkiste im Keller.
Freud und Leid mit Freilandterrarien – grundsätzliche Gedankenspiele zum Bau von Freilandgehegen
von Andreas S. Hennig
Vier Tonnen Natursteine! Und das für meine paar Landschildkröten. Aber ich wollte ja, dass meine Pfleglinge einen naturnahen Lebensraum erhalten und alles schön aussieht. So waren die Planspiele im Vorfeld vielfältig. Doch bei der Umsetzung musste ich viele schwere Steine schleppen, um am Ende ein stimmiges Bild und für die Tiere naturnahe Freilandterrarien zu besitzen.
Seit über 100 Jahren verschollen und nun wiedergefunden: Chelonoidis phantasticus von der Insel Fernandina, Galapagos-Inseln
von Washington Tapia Aguilera
Der Galapagos-Archipel im Pazifischen Ozean ist eine Gruppe von 19 Inseln und Dutzenden kleinerer Inselchen und Steinformationen, die ein Gebiet von insgesamt etwa 30.000 km² ausmachen. Der nächstgelegene Punkt des Festlands liegt etwa 1.000 km entfernt an der Westküste Ecuadors (Boyce 2004).
Nach Millionen Jahren der Evolution und mit ihrer Abgeschiedenheit verfügen die Galapagos-Inseln heute über eine Vielzahl an einzigartigen Ökosystemen.
Der Archipel wurde im 18. Jahrhundert sehr häufig von Piraten und Walfängern besucht, deren Verhalten negative Auswirkungen auf die fragilen Ökosysteme hatten (siehe
www.galapagos.gob.ec/areas-protegidas-2/): Unter anderem wurden invasive Arten eingeschleppt, drei Schildkrötenarten ausgerottet und die Schildkrötenpopulation aller Inseln dezimiert.
CITES-Konferenz 2019 – wird alles besser?
von Andreas S. Hennig
Vom 23. Mai bis zum 3. Juni 2019 findet in Colombo (Sri Lanka) die 18. CITES-Vertragsstaatenkonferenz statt (voraussichtlich zum gleichen Zeitpunkt, wenn die vorliegende Ausgabe der MARGINATA im Druck ist). Wesentliche Tagungspunkte werden die Listungsänderungen gefährdeter Tier- und Pflanzenarten sein. Es geht also darum, dass auf Antrag einzelner oder mehrerer Mitgliedsstaaten bestimmte Arten, bisweilen sogar ganze Gattungen mit all ihren Arten und Unterarten aufgrund ihrer Gefährdungssituation geschützt werden sollen, d. h. der Handel mit ihnen soll stärker reglementiert oder ganz eingestellt werden.
Seychellen-Riesenschildkröten, Aldabrachelys gigantea hololissa (GÜNTHER, 1877), auf den zentralen Seychelleninseln
von Sascha Pawlowski
Bei der zweiten wiederentdeckten Riesenschildkröte des Indischen Ozeans handelt es sich um die Seychellen-Riesenschildkröte, Aldabrachelys gigantea hololissa (Günther, 1877). Sie unterscheidet sich von den beiden anderen bekannten Unterarten durch ein deutlich breiteres und gedrungeneres Erscheinungsbild (Gerlach 2003a, 2004, 2011a).
Arnolds Riesenschildkröte, Aldabrachelys gigantea arnoldi (BOUR, 1982), auf den zentralen Seychelleninseln
von Sascha Pawlowski
Das erste umfangreiche neuzeitliche Werk über die Tier- und Pflanzenwelt der Seychellen ist sicherlich das Buch „Biogeography and Ecology of the Seychelles Islands“ von Stoddart aus dem Jahre 1984. Es ist quasi „ein Muss“ für jeden, der sich intensiver mit der Entstehungsgeschichte sowie der Fauna und Flora der Seychellen befassen möchte. So findet man hier auch ein Kapitel über die Seychellen-Riesenschildkröten und deren Vorkommen auf den zentralen Inseln von etwa 1770 (Zeitraum der Erstbesiedelung) bis zur Zeit um 1980 (Bour 1984). Aus diesen Angaben erschließt sich, dass zu Beginn der Besiedlung auf nahezu allen Inseln inklusive der beiden korallinen Inseln Bird und Denis Riesenschildkröten lebten.
Aldabra-Riesenschildkröten, Aldabrachelys gigantea gigantea (SCHWEIGGER, 1812), auf den zentralen Seychellen
von Sascha Pawlowski
Die Inselgruppe der Seychellen mit ihren rund 116 granitischen und korallinen Inseln liegt im westlichen Indischen Ozean, weit entfernt von einstigen Schifffahrtsrouten und fernab vom Festland des afrikanischen Kontinents. Die abgeschiedene Lage, verbunden mit der Topografie der Hauptinseln (steil aufragende Bergregionen), sorgte dafür, dass sie erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts erstmalig fest besiedelt wurden und sich an vielen Stellen auf den verschiedenen Inseln auch noch ein Großteil der ursprünglichen Pflanzenwelt wiederfindet (Därr 2011). Dabei sind insbesondere die kleineren Granitinseln zu nennen, wo in den vergangenen Jahrzehnten umfangreiche Renaturierungs- und Wiederaufforstungsmaßnahmen stattfanden und invasive Arten wie z. B. Zimtbaum oder Kokosnusspalme entfernt wurden. Auf der größten Insel – Mahé – liegen der internationale Flughafen und die Hauptstadt Victoria; dort lebt auch ein Großteil der Bevölkerung (Eicke 1996, Bech 2011, Därr 2011). Von hier aus gelangt man auf die verschiedenen anderen, kleineren inneren Inseln der Seychellen.