Das Monitoring-Programm für die Europäische Sumpfschildkröte (Emys orbicularis) im Biosphärenreservat Menorca
von Jonathan González, Jordi Ribó & Vicente Sancho
Die Insel Menorca wurde im Jahr 1993 von der UNESCO zum Biosphärenreservat erklärt. Ziel dieser Maßnahme ist es, ein Gleichgewicht zwischen wirtschaftlichem Fortschritt und Umweltschutz gemäß dem Konzept der nachhaltigen Entwicklung zu schaffen.
Alle Biosphärenreservate müssen ein Programm für Mensch und Umwelt erarbeiten und fortführen. Die UNESCO nennt diese Programme „Man and the Biosphere“ (MaB).
Im Jahr 2015 wurde im Rahmen des MaB-Programms auch das Biosphären-Überwachungssystem BRIM (Biosphere Reserve Integrated Monitoring) eingerichtet, mit dem zunächst möglichst genaue Daten über die Entwicklung der biologischen Vielfalt erfasst werden sollen, die in der Folge als Hilfsmittel zur Entscheidungsfindung für Steuerungsmaßnahmen dienen können.
Testudo hermanni hermanni beobachten auf Menorca
von Beate & Hans Klaus Pfau
Menorca wird oft als „die kleine Schwester Mallorcas“ bezeichnet, denn die Insel umfasst weniger als ein Fünftel der Fläche Mallorcas und ist zudem flacher. Der höchste Berg, der Monte Toro, ist 358 m hoch, während der höchste Gipfel Mallorcas 1.445 m misst. Menorca liegt näher am Festland als die größere Nachbarin und wurde wohl schon früher von den steinzeitlichen Seefahrern erreicht als Mallorca. Die ältesten Spuren steinzeitlicher Siedlungen gelten als etwa 8.000 Jahre alt. Dass die Insel recht klein ist, wird einem vor allem dann bewusst, wenn man sie mit dem Auto von Ost nach West durchquert. Die Fahrzeit zwischen den beiden größeren Städten Maó (früher oft „Mahon“ geschrieben) mit dem Flughafen im Osten und Ciutadella de Menorca im Westen der Insel beträgt weniger als eine Stunde.
Mallorcas Landschildkröten
von Beate Pfau, Olaf Kuß & Ron Scheffel
Wenn man an Mallorca denkt, geht man ganz selbstverständlich davon aus, dass es dort Landschildkröten gibt und „schon immer“ gab. Tatsächlich leben auf der Insel Landschildkröten, und sie sind an manchen Stellen auch gar nicht selten. Ursprünglich einheimisch (autochthon) sind sie aber nicht, denn sie kamen erst gemeinsam mit dem Menschen auf die Insel und haben sich dann ausgebreitet.
Land- und Sumpfschildkröten auf den Balearen
von Beate Pfau
Zu den Balearischen Inseln zählen die fünf bewohnten Inseln Mallorca, Menorca, Ibiza, Formentera und Cabrera – sowie 146 kleine, unbewohnte Eilande. Entstanden ist die Inselgruppe aus einem Gebirge, zu dem auch die heutigen Alpen, Pyrenäen und sogar die Berge Nordafrikas gehören.
Schildkröten im NABU-Artenschutzzentrum Leiferde
von Andreas S. Hennig
In der MARGINATA 56 berichtete ich über das niedersächsische Wiederansiedlungsprojekt zur Europäischen Sumpfschildkröte. Im Rahmen dieses Projektes werden im NABU-Artenschutzzentrum Leiferde bei Gifhorn Emys orbicularis gehalten, vermehrt und bis zur Auswilderung drei bis fünf Jahre lang aufgezogen. Das Emys-Projekt ist allerdings nur eine Aufgabe von vielen, die das Zentrum zu bewältigen hat. Wesentliche weitere Aufgaben sind Aufnahme und Betreuung verletzter Wildtiere, z. B. Störche, Igel und Mauersegler, sowie Unterbringung und Pflege sogenannter exotischer Wildtiere, also nicht heimischer Arten aus Menschenobhut, die wegen Verstößen gegen Tier- oder Artenschutzgesetz von Behörden eingezogen wurden (z. B. Papageien). Dazu kommt eine steigende Anzahl von Fundtieren – vom Stachelschwein über Erdmännchen und Nandu bis hin zu Boa oder Skorpion.
Britische Agenten und mongolische Rätsel
von Holger Vetter
Bei der Benennung derjenigen Schildkrötenformen, die in den bisherigen Teilen dieser MARGINATA-Serie zur Namensgebung der Testudo-Arten behandelt wurden, standen sehr häufig morphologische Merkmale oder die geografische Herkunft im Vordergrund. Bei der Suche nach dem Ursprung der wissenschaftlichen Bezeichnungen der Steppenschildkröte (Testudo horsfieldii Gray, 1844) begegnen uns nun vor allem menschliche „Paten“, die bei der Beschreibung der verschiedenen Taxa sozusagen ihre Namen zur Verfügung stellten, wenn auch – wie in diesen Fällen meist üblich – ungefragt.
Nordamerikanische Weichschildkröten der Gattung Apalone
von Andreas S. Hennig
Weichschildkröten sind wegen ihres namensgebenden Panzers eigentlich recht verletzlich. Dennoch haben sie sich auf mehreren Kontinenten durchgesetzt, so auch in Nordamerika. Mit überschaubaren drei Arten und mehreren Unterarten der Gattung Apalone eroberten sie erfolgreich großflächige Regionen der USA, aber auch kleinräumigere Gebiete Kanadas und Mexikos.
In der Terraristik spielen Weichschildkröten keine große Rolle, obgleich gerade die nordamerikanischen Arten neben der handlichen Chinesischen Weichschildkröte (Pelodiscus sinensis) empfehlenswerte Pfleglinge sind.
Griechische Glocken und französische Bankiers
von Holger Vetter
In den beiden bisherigen Beiträgen dieser Kolumne habe ich mich mit der Namensherkunft der Maurischen Landschildkröte und ihrer Unterarten beschäftigt. Testudo graeca wird in der neueren Literatur innerhalb der Gattung Testudo in die gleichnamige Untergattung gestellt, zu der neben ihr noch die Ägyptische Landschildkröte und die Breitrandschildkröte zählen. Diese beiden Arten sind Gegenstand des vorliegenden Beitrags.
„Kühe des Wassers in Schildkrötengestalt“ – die Schmuckschildkröten-Gattung Pseudemys
von Andreas S. Hennig
Schmuckschildkröten der Gattung Pseudemys sind überaus dankbare und reizvolle Pfleglinge. Es sind attraktive Sonnenanbeter, deren Haltung viel Freude bereitet. Sie sind sehr umgänglich und besitzen ein insgesamt recht ruhiges Wesen. Im Vergleich zu ihren nordamerikanischen Verwandten, den einst häufig im Zoohandel angebotenen Buchstaben-Schmuckschildkröten (Trachemys scripta), sind die Pseudemys-Arten doch deutlich angenehmer in der Haltung.
Gewiss, insbesondere die Weibchen sind voluminöser als die Vertreter vieler anderer Wasserschildkrötenarten wie beispielsweise Moschus- (Sternotherus odoratus) oder Chinesische Dreikielschildkröte (Mauremys reevesii), doch sind es deswegen nicht minder geeignete Pfleglinge. Sie erlauben faszinierende Einblicke in die Welt der Schildkröten: ein anmutiges Balzspiel, hochinteressante Eiablage-Strategien oder auch der Wandel vom Insekten- zum Pflanzenfresser.
Falsche Griechen und starke Perser Teil II
von Holger Vetter
Ein recht großes Verbreitungsgebiet in Vorderasien (Irak, Iran, Israel, Jordanien, Libanon, Syrien, asiatische Türkei, Westjordanland; vom Menschen wurde sie zudem offenbar an verschiedenen Stellen in Ägypten angesiedelt) besiedelt Testudo graeca terrestris Forsskål, 1775. Ihr Name bedeutet im Lateinischen schlicht „auf dem Lande lebend“ und bezieht sich darauf, dass diese Unterart im Unterschied zu den anderen von Peter Forsskål in seinem Werk erwähnten Schildkröten eine landlebende Lebensweise führt. Sie wurde ursprünglich aus der syrischen Stadt Aleppo, dem Libanongebirge und irrtümlich aus den Städten al-Luhayya in Jemen und Kairo in Ägypten beschrieben. Mehrere der ursprünglich als eigenständige Arten oder Unterarten aus Vorderasien beschriebenen Landschildkrötenformen werden aktuell dieser Unterart als Synonyme zugeordnet:
Peter Forsskål selbst publizierte in einem weiteren Werk eine Bezeichnung, bei der es sich aufgrund der unzureichenden Beschreibung wieder um ein „nomen nudum“ handelt, was sie als wissenschaftlichen Namen nicht verfügbar macht: Testudo zolhafa Forsskål in Gray, 1830. Wo die damit bezeichnete Form genau beheimatet sein sollte, wird aus der Beschreibung nicht klar, doch ist anhand der Route der Arabien-Expedition, an der Forsskål teilgenommen hatte, ersichtlich, dass sie aus dem Verbreitungsgebiet von Testudo graeca terrestris stammen muss. Der Name wurde in abgewandelter Schreibweise von der arabischen Bezeichnung „zohalfa“ für „Schildkröte“ abgeleitet.