von Hendrik Pempelfort
Die Aufzucht von juvenilen Wasserschildkröten verläuft nicht immer problemlos. Aus diesem Grund haben sich erfahrene Züchter mit der Zeit unabgesprochen auf gewisse Standards geeinigt.
Der Aufzucht-Standard
Becker (2010) definiert drei verschiedene Aufzuchtmethoden für südostasiatische und nordamerikanische Wasser- und Sumpfschildkröten: (i) aquatile Aufzucht, (ii) semi-aquatile Aufzucht und (iii) semi-terrestrische Aufzucht. Diese Methoden können als Standards angesehen werden, sind sie doch mittlerweile fast überall anzutreffen. Hier soll lediglich die (i) aquatile Aufzucht in Gruppen- und Einzelhaltung besprochen werden (u. a. Mauremys, Glyptemys insculpta, Sternotherus, Cuora galbinifrons und Clemmys guttata). Für die gemeinsame Aufzucht juveniler, vorwiegend aquatil lebender Wasserschildkröten verwendet Becker Aquarien mit den Maßen 80 x 40 x 40 cm. „In einem solchen Behältnis lassen sich in den ersten beiden Jahren je nach Größe zwischen 5 und 15 Schlüpflinge aufziehen.“ Hierbei muss dann darauf geachtet werden, dass nicht zu viele Jungtiere in einem Becken gehalten werden, damit es nicht zu Beißereien durch Futterneid oder zu wenig Versteck- und Ausweichmöglichkeiten kommt. Für die Einzelhaltung dieser Methode verwendet Becker Plastikbehälter mit den Maßen 30 x 30 x 20 cm. Der Wasserstand beträgt jeweils etwa 3–5 cm.
Andere Erfahrungswerte
Auch Meier (2007b) empfiehlt für juvenile Höckerschildkröten (Graptemys) die Aufzucht in kleineren Aufzuchtbecken, da hier Nahrungsaufnahme und Wachstum besser kontrolliert werden können. Hentschel (mündliche Mitteilung, 07.01.2017) verwendet für die Aufzucht seiner Jungtiere ebenfalls kleinere Behälter, da diese gegenüber großen Aquaterrarien die Möglichkeit der Kontrolle bieten. Und auch Praschag (2014) empfindet kleinere Becken für die Aufzucht von Wasserschildkröten als hilfreich und besser geeignet, bezeichnet die Haltung von juvenilen Tieren in großen Becken gar als „kontraproduktiv“ (Praschag 2013). Wapelhorst (2013) weist in seinem Haltungs- und Zuchtbericht der Diamantschildkröte (Malaclemys terrapin) darauf hin, dass die Jungtiere dieser Gattung im Vergleich zu anderen Schlüpflingen aus der Schmuckschildkrötenverwandtschaft deutlich schlechter schwimmen können, weswegen er eine Aufzucht in Becken mit 60 cm Kantenlänge vornimmt. Für die Aufzucht seiner ersten Florida-Langhalsschmuckschildkröten (Deirochelys reticularia chrysea) verwendete Wapelhorst (2006) Becken mit einer Kantenlänge von 80 cm. Über seine Erfahrungen bei der Aufzucht von jungen Moschusschildkröten (Sternotherus) berichtet Schaffer (2005). Auch er verwendet kleine Becken und bevorzugt die Einzelhaltung bei der Aufzucht seiner Jungtiere.