von Martin Dieckmann
Nur wenige Kilometer von Nizza, Cannes, Toulon oder Marseille landeinwärts findet man Landschaften und Dörfer, die sich in den letzten hundert Jahren kaum verändert zu haben scheinen. Statt Verkehrslärm Zikadengesang, statt überfüllter Strände einsame Schluchten und Hirtinnen, die ihre Ziegen und Schafe zu den kargen Weideplätzen führen.
Doch dass die Idylle auch hier bedroht ist – wen wundert es? So stand die heimische Landschildkröte in Frankreich kurz vor der Ausrottung. Sie ist die Nominatform der Griechischen Landschildkröte (Testudo hermanni hermanni) und wird in der Provence „Mauren-Schildkröte“ genannt, weil sie innerhalb Frankreichs nur noch hier im Maurenmassiv und auf Korsika vorkommt.
Den urtümlichen Panzertieren setzen Straßenverkehr, Landwirtschaft und Feuersbrünste zu. Bevor sie geschützt waren, wurden sie zudem massenhaft abgesammelt. Als die Öffentlichkeit auf den alarmierenden Zustand aufmerksam gemacht wurde, herrschte Betroffenheit: Die Griechische Landschildkröte wurde zum Symbol für die gesamte Tierwelt der Côte d‘Azur. Eine der Maßnahmen, um sie zu retten, war die Errichtung des Schildkrötendorfes bei Gonfaron in der Macchie des nördlichen Maurenmassivs.