Blauzungenskinke sind Klassiker der Terraristik und echte Charaktertiere, die sich durch besondere Zutraulichkeit auszeichnen. Ihre Nachzucht gelingt zwar seit Jahrzehnten regelmäßig, ist aber nach wie vor etwas Besonderes. Dazu trägt auch ihre echt lebendgebärende Fortpflanzung mit teils mehr als zwölf Jungtieren pro Wurf bei. Wer ihre Ansprüche an Haltung und Ernährung erfüllt, hat lange Freude an diesen großen, ansprechend gefärbten Echsen. von Paul Gaßner
Der Ursprung meiner Begeisterung für die Gattung Tiliqua lässt sich auch nach Jahrzehnten noch gut nachvollziehen. Es waren wohl zwei der Büchlein, die in den 1970er-Jahren viel zum Aufblühen der Terraristikszene in Deutschland beitrugen: In der „Kleinen Terrarienkunde“ von Johannes Jahn, erschienen in zweiter Auflage 1975, findet sich ein Foto von Tiliqua scincoides auf der Hand des Besitzers, das die stattliche Größe des Tiers verdeutlicht. Der kurzen Artbeschreibung nach werden diese Echsen schnell sehr zahm, lassen sich problemlos aus dem Behälter nehmen und bedienen sich auch gerne an menschlichen Speisen. Auch wenn man Letzteres heute weder publizieren noch praktizieren würde (Stichwort „artgerechte Ernährung“) – als Jugendlicher, der bis dahin ausschließlich Erfahrung mit den stets „hektischen“ einheimischen Eidechsen hatte, die man mit selbst gefangenen Insekten ernährte, fand ich die Vorstellung einer großen Echse, die man auf die Hand nehmen und quasi vom heimischen Tisch miternähren konnte, wohl faszinierend.
Das zweite Buch, das sich damals in jeder gut sortierten großstädtischen Buchhandlung fand, war „Echsen im Terrarium“ von Werner Kästle, dessen plastisch beschriebene und illustrierte Tipps zur Echsenhaltung ich bis heute verinnerlicht habe. Auf Seite 39 kategorisiert er einige Echsengattungen und ordnet die Großskinke der Gattung Tiliqua der Gruppe „imposante Schautiere“ zu. Warum er sie nicht auch in seiner Rubrik „Echsen mit hübscher Färbung“ aufführte, bleibt mir rückblickend ein Rätsel. In einer kompakten Artskizze erteilt Kästle der Gattung Tiliqua das Label „unproblematisch in der Haltung“. Insgesamt schienen sich Blauzungenskinke durch eine Reihe positiver Eigenschaften als geeignete Tiere zum Einstieg in die Haltung „tropischer“ Echsen zu empfehlen.