Die Everglades in Florida gehören für viele Terrarianer zu den Wunschzielen, die man wenigstens einmal im Leben gesehen haben muss. Es locken nicht nur Mississippi-Alligatoren, Spitzkrokodile und Rotkehlanolis, sondern auch zahlreiche Schlangenarten – und eine ganze Reihe von sesshaft gewordenen reptilischen Neubürgern. Deren prominentester Vertreter: der Tigerpython. von Ole Dost
Leise schnurrt der Motor des komfortablen Jeep Cherokee Latitude durch die Tropennacht. Ich sitze bequem im Ledersitz und freue mich über einen lokalen Radiosender, der endlich mal richtig gute Rockmusik überträgt; angenehm temperiert von der Klimaanlage labe ich mich an einem Erfrischungsgetränk. Ich fahre nicht über heimische Autobahnen, sondern bin auf Schlangensuche in einem fernen Reptilienparadies. Unter normalen Exkursionsumständen würde ich mich jetzt über meine Bequemlichkeit ärgern, und mein Gewissen würde mir die Verschwendung von kostbarer Zeit für die Tiersuche in der Natur vorwerfen. Aber genau so, geradezu dekadent im klimatisierten SUV, bin ich auf Reptilienpirsch.
Ein Traum wird wahr
Als Sechzehnjähriger begeisterte mich eine Fotoreportage über die Vogelwelt der Everglades. Seitdem stand diese einmalige Flusslandschaft weit oben auf meiner Reisewunschliste. Später hörte ich, dass Reptilienliebhaber nicht nur auf Mississippi-Alligatoren und Spitzkrokodile stoßen. Schlangenfreunde rühmen das große Feuchtgebiet als einen Ort, an dem man so viele Schlangensichtungen macht wie sonst nirgends. Und jetzt, von Ende August bis Anfang September 2023, kann ich mir endlich diesen Jugendtraum erfüllen und mit eigenen Augen sehen, was mir zuvor fremde Fotos und eigene Fantasie schmackhaft machten.