Die asiatischen Vogelspinnen der Unterfamilie Ornithoctoninae werden umgangssprachlich gerne als Erdtiger bezeichnet. Dieser Namen spielt auf ihre vermeintlich erdbewohnende Lebensweise an. Anfangs, in den 1980er- und 1990er-Jahren, waren nur einige wenige Ornithoctoninae in der europäischen Terrarienhaltung vertreten, die tatsächlich fast ausschließlich bodenbewohnend waren. Seit den 2000er-Jahren gelangten aber stetig neue Arten in die Terraristik, die teils spektakuläre Färbungen und durchaus unterschiedliche Lebensweisen aufwiesen. Seither ist ihre Terrarienhaltung nicht mehr nur den Spezialisten vorbehalten, sondern viele Ornithoctoninae werden heute von weniger spezialisierten Vogelspinnenhaltern gleichermaßen begehrt. von Tobias Hauke
Ich möchte in diesem Artikel die in der Terrarienhaltung vertretene Vielfalt der Vogelspinnen der Unterfamilie Ornithoctoninae vorstellen und anhand dreier ausgewählter Arten insbesondere deren unterschiedliche Lebensweisen näher in den Fokus rücken.
Systematik und Taxonomie – ein großes Chaos?
Mit derzeit 26 beschriebenen Arten stellen die Ornithoctoninae eine eher kleine Unterfamilie der Familie Theraphosidae, also der Vogelspinnen, dar (siehe Tabelle). Diese 26 Arten wurden im Lauf der letzten 150 Jahre beschrieben und oftmals eher willkürlich den verschiedenen Gattungen zugeordnet, ohne dass dafür umfangreichere Untersuchungen zur näheren Verwandtschaft vorgenommen wurden. So kommt es, dass die innere Systematik der Ornithoctoninae heute nur mangelhaft erforscht ist.