„Environmental Enrichment“, die Anreicherung der Umweltbedingungen in der Tierhaltung, hat sich erst in jüngerer Zeit als eigener Wissenschaftszweig herausgebildet. Dabei wurde die Terraristik erstaunlicherweise weitgehend ignoriert. Ein Blick in die Geschichte und auf die aktuelle Diskussion, was artgerechte Tierhaltung eben auch ausmacht. von Frank Krönke
In der REPTILIA Nr. 151 habe ich im Titelthema ausführlich über die Möglichkeiten des Enrichments in der Terraristik berichtet, mit vielen praktischen Fallbeispielen. Erstaunlicherweise wird dieser Aspekt der Tierhaltung bei Säugetieren und Vögeln intensiv diskutiert, in Zoos beschäftigt man sich inzwischen engagiert damit, Umweltreize und geistige Herausforderungen für die Pfleglinge zu ersinnen. An der Terraristik scheint diese Diskussion weitgehend vorbeigegangen zu sein. Oder doch nicht? Haben Terrarianer vielleicht sogar schon sehr viel länger sozusagen intuitiv auf solche Anforderungen geachtet?
Nach Lehrbuchmeinung findet die Idee des Enrichments, also die Schaffung von Möglichkeiten zum Ausleben möglichst vieler natürlicher Bedürfnisse der Pfleglinge in der Tierhaltung, ihren Ursprung in den USA und der Schweiz der 1920er- bis 1960er-Jahre (Shepherdson et al. 1998). Dem möchte ich widersprechen und auf die alten Schriften der deutschen Terraristik aus den Jahren 1884 bis etwa 1920 verweisen, in denen bereits die klare Forderung aufgestellt wird, über eine möglichst naturnahe Terrariengestaltung den Bedürfnissen der Tiere zu entsprechen (siehe Artikel „Gute Tierhaltung und Enrichment – alles nur neumodischer Kram?“ in diesem Heft).