Krokodile zählen durch eine Kombination aus perfekt angepasstem Körperbau und hoch entwickelten Sinnessystemen zu den Top-Räubern in ihren Lebensräumen. Neben einem beeindruckenden Seh-, Hör-, und Geruchssinn besitzen Krokodile spezielle Mechanorezeptoren, mit denen Wasseroberflächenwellen wahrgenommen werden können. Obwohl diese Rezeptoren seit dem frühen 20. Jahrhundert bekannt und deren Aussehen und Aufbau bereits detailreich beschrieben worden sind, ist über die Wahrnehmungsempfindlichkeit dieses Sinnessystems annähernd nichts bekannt. Rezente Studien versuchen diese Fragen zu beantworten. von Tobias Machts
Mithilfe der sogenannten „integumentary sensory organs“ (ISOs) können Krokodile Wasseroberflächenwellen wahrnehmen. Diese Rezeptoren befinden sich in der Epidermis, also der Oberhaut, und sind dunkel pigmentiert. Vertreter der Alligatoren und Kaimane (Alligatoridae) besitzen sie nur am Kiefer, vor allem in der Nähe der Zähne. Darüber hinaus sind sie bei den Echten Krokodilen (Crocodylidae) und Gavialen (Gavialidae) auch auf dem restlichen Körper zu finden.
Der genaue Mechanismus zur Wahrnehmung von Wasseroberflächenwellen ist zwar noch unbekannt, es lässt sich jedoch vermuten, dass die Detektion auf dem Druck des Wassers basiert (Soares 2002). Die Wahrnehmung der Oberflächenwellen über die ISOs scheint zudem ausgesprochen empfindlich zu sein. So wurde bei Verhaltensuntersuchungen mit künstlich erzeugten Wasseroberflächenwellen festgestellt, dass die Sensitivität beim Nilkrokodil (Crocodylus niloticus) und dem Krokodilkaiman (Caiman crocodilus) mit zunehmender Wellenfrequenz (also der Anzahl an Wellen in einer gewissen Zeit) immer weiter steigt (Grap et al. 2015).