Invasiv auftretende Neubürger unter den Tieren, Pflanzen und Mikroorganismen sorgen in Zeiten der Globalisierung zunehmend für massive Probleme. Darunter befinden sich auch Arten, die Aquarianer und Terrarianer doch eigentlich lieben ... von Kriton Kunz & Francisco Kunz Calgua
„Zuagroaste“ nennen die Bayern solche Leute, die nicht aus ihrer Region stammen, sich dort jedoch niedergelassen haben – und die aus der misstrauischen Sicht der Ureinwohner so einiges durcheinanderbringen. Zugereiste aus der Tier- und Pflanzenwelt sind mittlerweile weltweit allgegenwärtig und dominieren Lebensräume teilweise deutlich, auch bei uns in Deutschland. Wer das nicht glaubt, mag einmal an einem lauen Sommerabend an einen idyllischen Badesee in Südwestdeutschland pilgern. Das Auto besser nicht unter den Schlafbäumen der Halsbandsittiche abstellen, sonst hinterlassen die Vögel unerwünschte Andenken darauf. Parken Sie lieber hinten am Weg, im Schatten der Robinien, wo das Indische Springkraut so hübsch blüht – aber passen Sie auf, dass Sie dem fiesen Bärenklau nicht zu nahe kommen!
Auf dem Weg zum Wasser sehen Sie dann die ersten Tiere: Kanadagänse watscheln übers Ufer, auch ein Pärchen Nilgänse hat sich eingefunden. Nutrias ziehen ruhig ihre Bahnen unter dem ins Wasser gefallenen Baumstamm hindurch, auf dem sich drei Schmuckschildkröten genüsslich sonnen. Beim Schnorcheln bekommen Sie dann reichlich Sonnenbarsche, zwei (oder sind es drei?) Arten amerikanischer Krebse zu Gesicht, dazu etliche Süßwasserquallen, die durchs Wasser wabern, und nicht zu vergessen diese merkwürdigen Muscheln. Während Sie anschließend gemütlich bei einem Bierchen den Sonnenuntergang genießen, können Sie sich noch am sonoren Ruf der Ochsenfrösche erfreuen.
Noch drastischer als hierzulande kann die Situation in subtropischen und tropischen Regionen ausfallen. So leben laut Mazzotti & Harvey (o. J.) in Florida rund 180 gebietsfremde Arten – allein an Amphibien und Reptilien! Zum Vergleich: In ganz Deutschland sind weniger als 40 Arten „Herps“ heimisch.