Ein Slogan, der dem Ex-situ-Artenschutz und vor allem den Zoos oft entgegengehalten wird, lautet: „Artgerecht ist nur die Freiheit“. Aber gerade am Beispiel der asiatischen Schildkröten und deren Bedrohungssituation lässt sich leicht zeigen, wie sehr dieser Parole jeder Bezug zur Realität fehlt und auch, wie naiv es ist, Argumente gegen die Haltung von Tieren auf einen zweifelhaften Freiheitsbegriff zu reduzieren.   von Philipp Wagner & Christel Griffioen

Insgesamt 60 % der rund 370 Schildkrötenarten sind bedroht (Cox et al. 2022). In Asien, vor allem in Südostasien, dürfte die Situation noch deutlich schlechter sein und an die 100 % heranreichen. Damit stehen wir kurz davor, einen Großteil der dort ursprünglich beheimateten Arten zu verlieren, die zu einer evolutionären Linie gehören, die seit über 200 Millionen Jahren existiert. Schuld daran ist das vom Menschen verursachte Artensterben. 
Schildkröten werden in Asien vielfältig genutzt: als Haustier, als Nahrungsmittel, als religiöses Objekt und als Medizin. Die asiatische Schildkrötenkrise verhindert oftmals auch einen effektiven Artenschutz und greift mittlerweile sogar auf andere Kontinente über, deren Schildkrötenpopulationen geplündert werden, damit die Tiere dann nach Asien, vor allem China, geschmuggelt werden.

Für Schildkröten besteht die „Freiheit“ in Asien aus stark überprägten Lebensräumen, einer enormen Bedrohung durch Wilderei, die auch vor Schutzgebieten keinen Halt macht, der Vermüllung der Habitate und der Überfischung. All das sind Bedrohungsfaktoren, die sich nicht in kurzer Zeit abstellen lassen. Generationen werden sich damit beschäftigen müssen, diese Probleme zu lösen und Lebensräume wiederherzustellen.. Dazu braucht es Zeit, die mit dem Ex-situ-Artenschutz erkauft werden kann – und muss. 

den vollständigen Artikel finden Sie in Ausgabe 167