von Axel Kwet
Die Artenzahlen steigen und steigen: Weltweit sind derzeit über 10.700 Reptilienarten bekannt, allein im vergangenen Jahr kamen wieder 171 Arten und zehn Unterarten (darunter fünf Galápagos-Meerechsen der Gattung Amblyrhynchus, s. TERRARIA/elaphe 4/2017) hinzu. Bei einigen dieser insgesamt 181 neuen Taxa handelt es sich um keine echten Neubeschreibungen, sondern um sogenannte Revalidierungen (sieben Artnamen, die als ehemalige Synonyme nun ihre taxonomische Gültigkeit wiedererlangten) bzw. Erhebungen in den Artrang (11 frühere Unterarten, die jetzt als eigene Arten gelten). Insgesamt war die Beschreibungsrate 2017 sogar etwas höher als in den beiden Vorjahren, in denen 178 (2016) bzw. 136 (2015) Reptilien neu hinzukamen; sie lag allerdings nicht ganz so hoch wie 2014 mit 200 neuen Taxa. Insgesamt pendeln die Beschreibungsraten seit 2006, als wir erstmals eine solche Liste veröffentlicht haben, um einen Mittelwert von 162 neuen Arten und Unterarten pro Jahr.
2017 wurden u. a. auch vier Schildkrötentaxa (Testudines) beschrieben, nämlich eine Art in der Familie Emydidae sowie drei Unterarten in der Familie Geoemydidae, während die große Masse der Beschreibungen wie stets auf das Konto der Schuppenkriechtiere (Squamata) ging. Im vergangenen Jahr kamen zwar keine Vertreter der Doppelschleichen (Amphisbaenia) hinzu, aber zahlreiche Schlangen (Serpentes) und Echsen (Sauria). Unter den 52 Schlangentaxa finden sich hauptsächlich diverse Natternarten (u. a. 17 Colubridae, sieben Dipsadidae, fünf Natricidae), aber auch neun Vipern (Viperidae), sieben Blindschlangenartige (Familien Gerrhopilidae und Typhlopidae) sowie vier Giftnattern (Elapidae).
Bei den Echsen kamen 2017 genau 125 neue Arten und Unterarten hinzu, wobei den Löwenanteil wie stets die Geckos (Gekkonidae) mit 47 Taxa stellten, darunter 18 Cyrtodactylus-, 11 Cnemaspis-, vier Hemidactylus-, drei Hemiphyllodactylus- und auch zwei Uroplatus-Arten. Allein zwölf mikroendemische Vertreter der Bogenfinger wurden in einer einzigen Publikation aus Karstgebieten in Myanmar beschrieben. Zur Verwandtschaft der Geckos zählen aber auch die Familien Phyllodactylidae (Blattfingergeckos) mit fünf und Sphaerodactylidae (Kugelfingergeckos) mit vier neuen Taxa sowie die Eublepharidae (Lidgeckos) und Diplodactylidae (Doppelfingergeckos) mit jeweils einem Vertreter.
Als Echsenfamilie mit dem zweitgrößten Zuwachs nach den Gekkonidae erwiesen sich im vergangenen Jahr einmal mehr die Skinke (Scincidae) mit insgesamt 23 neuen Arten, gefolgt von den Eidechsen (Lacertidae) mit acht und den Zwergtejus (Gymnophthalmidae) mit sieben Taxa. Zusammengenommen erreichten die verschiedenen Leguangruppen 16 neue Arten, allerdings verteilt auf die vier Familien der Iguanidae (Leguane) und Dactyloidae (Anolis) mit jeweils sechs Taxa sowie die Liolaemidae und Phrynosomatidae mit den weiteren Vertretern. Auch die fernere Verwandtschaft der zu den Leguanartigen (Iguania) zählenden Familie der Agamen (Agamidae) kam immerhin noch auf fünf, die Chamäleons (Chamaeleonidae) auf vier neue Arten. Ein ungewöhnlicher Sonderfall ist sicherlich der einzige neu beschriebene Vertreter der Teiidae (Schienenechsen), denn Aspidoscelis priscillae ist die zweite durch verschiedene Elternarten künstlich im Labor erzeugte Tetrapodenart, die sich dort ausschließlich parthenogenetisch durch Klonen fortpflanzt – und selbst nicht in der Natur vorkommt.