Reptilien kümmern sich nach Eiablage oder Geburt großteils nicht weiter um ihren Nachwuchs. Pythons bilden hier eine der wenigen Ausnahmen. Wie weitreichend die Brutfürsorge beim Südlichen Felsenpython ist, haben Forscher aber erst jetzt herausgefunden. von Krion Kunz
Im Lauf der Evolution entwickelte Anpassungen beim Fortpflanzungsgeschehen können entscheidend zum Überleben einer Art beitragen, beispielsweise den geografischen Lebensraum erweitern, den die sie zu besiedeln vermag. So gilt das komplexe Brutpflegeverhalten von Vögeln und Säugetieren als eine der Ursachen für ihren großen Erfolg.
Bei den ektothermen, also von äußeren Wärmequellen abhängigen Reptilien dagegen ist Brutpflege die Aus-
nahme. Beispiele für Arten mit hoch entwickeltem Brutpflegeverhalten sind die Krokodile sowie die australischen Stachelschwanzskinke der Gattung Egernia, bei denen die Jungen bis zum Eintritt der Geschlechtsreife – im Fall von E. stokesii fünf Jahre – in der Familiengruppe der Eltern bleiben.
Insgesamt reicht Brutpflegeverhalten bei Reptilien vom einfachen Bewachen des Geleges bis hin zur komplexen, jahrelangen Fürsorge für die Jungen und hat sich offenbar mehrfach in der Evolution unabhängig voneinander entwickelt, also in Abstammungslinien mit nicht brutpflegenden Vorfahren.
Bei Schlangen ist nur von weniger als drei Prozent der Arten bekannt, dass sie in irgendeiner Weise Brutpflege treiben. Ein Beispiel dafür sind Weibchen von Pythons zweier Gattungen, die sich um ihre Eier legen und durch regelmäßige Muskelzuckungen ihre Körpertemperatur erhöhen, um den Embryonen die benötigten Temperaturen konstant zur Verfügung stellen zu können: Dunkler und Heller Tigerpython (Python bivittatus, Python molurus) sowie zwei Unterarten des Rautenpythons (Morelia spilota).
Graham J. Alexander von der University of the Witwatersrand in Südafrika publizierte nun überraschende Erkenntnisse zum Fortpflanzungs- und Brutpflegeverhalten des Südlichen Felsenpythons (Python natalensis). Diese afrikanische Riesenschlange kann im Extremfall 5,8 m Länge und 60 kg Körpermasse erreichen. Damit ist sie nicht nur die größte Schlange des südlichen Afrikas, sondern zählt sogar zu den größten Schlangenarten überhaupt.