Die Kapverdischen Inseln vor der westafrikanischen Küste besitzen ein sehr trockenes Klima mit einer meist wüsten- oder halbwüstenartigen Vegetation. Die Herpetofauna ist entsprechend artenarm. Legendär ist allerdings der vermutlich ausgestorbene Kapverdische Riesenskink, der zuletzt 1912 lebend gesichtet wurde. Doch auch die heute noch auf der Inselgruppe vorkommenden Skink- und Geckoarten sind lohnendes Ziel einer Reise. von Joachim Bretzel
Im Rahmen einer universitären Exkursion ergab sich für mich im September 2017 die Möglichkeit, drei Wochen auf die Kapverdischen Inseln zu fliegen und mit der dortigen Herpetofauna in Berührung zu kommen.
Die Kapverden sind eine Inselgruppe mitten im Zentralatlantik, 570 Kilometer westlich der Küste Senegals. Die Inseln entstanden aufgrund von Plattentektonik und vulkanischen Aktivitäten, die teils heute noch im Gange sind. Der Archipel besteht aus neun bewohnten, fünf kleineren, unbewohnten Inseln und einigen aus dem Meer ragenden Felsen. Geografisch bilden die Kapverdischen Inseln gemeinsam mit den Azoren, Madeira und den Kanaren die Inselregion Makaronesien.
Allerdings weisen bereits die einzelnen Inseln der Kapverden unterschiedliche Oberflächenstrukturen und Vegetation auf. Während sich die östlichen, älteren Inseln (Sal, Boa Vista, Maio) durch flache, wüstenähnliche Landschaften und weiße Saharasandstrände auszeichnen, sind die Inseln des westlichen Archipels (Santo Antão, São Vicente, São Nicolau, Santiago, Fogo und Brava) von steilen Felswänden, Gebirgszügen, schwarzen Vulkansandstränden und grünen Tälern geprägt. Das Klima ist ozeanisch, warm und trocken. Das Land Kap Verde war einst eine portugiesische Kolonie, ist heute jedoch unabhängig und zählt zu den wohlhabendsten und stabilsten Ländern Afrikas.
Die meisten herpetologisch versierten Menschen verbinden mit den Kapverden wohl den ausgestorbenen Riesenskink Chioninia coctei. Dieser kam auf den kleineren Inseln Branco und Raso vor (Schleich 1987; Bocage 1873). Da ich jedoch bereits im Voraus wusste, dass ich diese Inseln nicht besuchen würde – zum Betreten der Gebiete benötigt man eine spezielle Genehmigung –, konzentrierte ich mich vor allem auf die noch lebenden Arten. Hierbei handelt es sich hauptsächlich um diverse Geckos (Gekkonidae) und Skinke (Scincidae). Ich bereitete mich also besonders auf diese Arten vor und erstellte einen Bestimmungsschlüssel. Ich konnte dabei nur auf den Phänotyp basierte Bestimmungen durchführen. Da viele Arten und deren Status in den letzten Jahren noch einmal neu definiert, umbenannt oder als nicht mehr gültig angesehen wurden, erforderte dies viel Geduld. Auch die vorhandene Literatur zur Thematik fällt knapp aus. Schlangen finden sich auf den Kapverden keine. Die einzige Amphibienart ist die Pantherkröte (Bufo regularis), die vom Menschen eingeschleppt wurde.