50 Jahre Terrarienabteilung des Kölner Aquariums: Auf dem Weg zum Artenschutz-Zoo Teil 3: Hinter den Kulissen
Der Höhepunkt jeder Zooführung mit dem Terrarienverein war immer der Blick hinter die Kulissen. In Köln lohnt der ganz besonders, denn der Zoo ist weit mehr als nur eine Tierschau. Et voilà – kommen Sie mit uns dorthin, wo Sie beim normalen Zoobesuch nicht gucken können. von Thomas Ziegler, Anna Rauhaus & Christian Niggemann
Hinter den verschieden großen Wandterrarien aus Stahlbeton im Schaubereich befindet sich der Pflegergang bzw. der Versorgungsgang für die Schautiere. Hatten die Wandterrarien früher Zugänge in Form von schmalen Holztüren von diesem Gang aus, so wurden die meisten der rückseitigen Zugänge mittlerweile zugunsten einer natürlicheren Rückwandgestaltung und Gehegestrukturierung
verschlossen; die Terrarien werden hauptsächlich vor den Besuchszeiten über die Glastüren
50 Jahre Terrarienabteilung des Kölner Aquariums: Auf dem Weg zum Artenschutz-Zoo Teil 2: Ein Rundgang durch den Schaubereich
Nur wenige andere öffentliche Schauanlagen bieten eine so große Vielfalt an teils hoch bedrohten Amphibien und Reptilien wie die Terrarienabteilung des Kölner Zoos. Der Schwerpunkt liegt, wie bei den Forschungsarbeiten des Hauses, auf Südostasien. Wir nehmen Sie mit auf einen Rundgang durch die aktuelle Ausstellung. von Thomas Ziegler, Anna Rauhaus & Christian Niggemann
Beim Betreten der Terrarienschau finden sich zunächst auf der linken Seite drei Buchten bzw. Gänge mit verschieden großen Wandterrarien aus Stahlbeton mit Schauscheibe zum Besucherbereich. In den Mittelgängen stehen zusätzlich von mehreren Seiten einsehbare Vollglasterrarien, die sich bis auf die modernisierte Beschilderung und die neu gestalteten Beleuchtungskästen seit der Eröffnung so gehalten haben. Insgesamt sind es 52 geschlossene Terrarien.
50 Jahre Terrarienabteilung des Kölner Aquariums: Auf dem Weg zum Artenschutz-Zoo Teil 1: Geschichte und Mission
Die Terrarienabteilung im Aquarium des Kölner Zoos gehört zu den größten und artenreichsten Amphibien- und Reptilien-Schauanlagen in Deutschland. 2021 wurde diese wegweisende Einrichtung 50 Jahre alt. Sie steht für Umweltbildung, Artenschutz und hat dabei stets auch Kooperationen mit Partnern vor Ort, Behörden und privat (Citizen Conservation) aufgebaut. Kurator Thomas Ziegler und seine Mitarbeiter Anna Rauhaus und Christian Niggemann blicken zurück auf ein halbes Jahrhundert Terraristikgeschichte – und weisen den Blick in die Zukunft. von Thomas Ziegler, Anna Rauhaus & Christian Niggemann
Lange vor dem Bau des heutigen Aquariums gab es im 1860 gegründeten Kölner Zoo bereits Fische, Amphibien und Reptilien. Nach einem Zeitungsbericht von 1903 befanden sich im 1899 erbauten Vogelhaus – das spätere Südamerikahaus und heutige Arnulf-und-Elizabeth-Reichert-Haus – über 30 Aquarien und Terrarien, die jedoch im Zweiten Weltkrieg zerstört wurden.
Beispiele für Enrichment-Strategien bei Reptilien
Enrichment ist in der Reptilienhaltung noch eine relativ neue Haltungsstrategie. Wie kann man die Umwelt seiner Tiere ganz konkret anreichern, um ihnen ein spannenderes, aktiveres und insgesamt noch besseres Leben zu ermöglichen? Einige Beispiele aus der Praxis. von Frank Kröhnke
Herausforderungen bei der Fütterung
Unter den vergleichsweise wenigen Veröffentlichungen zum Thema Reptilien-Enrichment gibt es einen Artikel aus einem Britischen Zoo (Bryant & Kother 2015), der beschreibt, dass Papua-Weichschildkröten (Carettochelys insculpta) einem mit Fisch gefüllten ballartigen Hundespielzeug einige Aufmerksamkeit widmeten und hingebungsvoll die Nahrung dort „herausarbeiteten“.
In welchen Bereichen ist Enrichment bei Reptilien möglich?
Enrichment bedeutet, durch Umweltreize das Wohlbefinden der Tiere zu steigern. Aber welche Bereiche der Umwelt können im Terrarium überhaupt gewinnbringend verändert werden? Ist jede Form von zusätzlichen Reizen gut? Ist Stressfreiheit überhaupt erstrebenswert? Die Beschäftigung mit diesen Themen bedeutet regelmäßige Lernprozesse – für die Tiere wie für den Halter. von Frank Kröhnke
In der Tierhaltung im Allgemeinen und in der Terraristik im Besonderen werden mitunter konträre Ansichten bezüglicher der „optimalen“ Haltungsform einer Art vertreten. Ich denke, dass dies an sich etwas Positives ist und unsere Sichtweise erweitert. Weniger zielführend sind dagegen manche Debatten und deren Auswüchse, wie sie gerne in diversen Internetforen geführt werden.
Enrichment in der Terraristik
„Enrichment“ – was ist das denn nun schon wieder? Viele haben den Begriff vielleicht schon mal im Zusammenhang mit der Zootierhaltung gehört. Oder gesehen, was er bedeuten kann, wenn sie im Zoo Affen beobachtet haben, die kleine Leckerbissen aus Kisten herauspulen mussten. Aber bei Reptilien? Das Enrichment-Konzept geht über eine reine Beschäftigungstherapie für gelangweilte Zootiere weit hinaus – und kann auch in der Terraristik Anwendung finden. Und dabei helfen, Terrarientiere aktiver und artgerechter zu halten. von Frank Kröhnke
Viele Leser werden sich nach dem Betrachten des Covers dieser REPTILIA vielleicht gefragt haben: „Was bedeutet Enrichment überhaupt?“ Um diesen Begriff zu erklären, zäume ich das Pferd von hinten auf. Zwei Beispiele:
- Ein Zimmer mit Fenster und Toilette, ein Sofa, ein voller Kühlschrank und ein Fernseher – das wäre für einen Menschen eine Grundausstattung, die sein Leben sichern würde. Dennoch wären viele unter diesen Bedingungen langfristig nicht glücklich.
- Das Gegenteil von Enrichment wäre ein völlig leeres Terrarium zur Haltung eines Reptils. Da dieser Zustand jedoch nicht mit den Maßgaben des Tierschutzgesetzes konform ist, gehen wir davon aus, dass die Behältergröße den Mindestanforderungen entspricht, und fügen unserem leeren Terrarium noch eine Wärmelampe, Bodengrund, eine Versteckmöglichkeit und ein kleines Wasserschälchen hinzu. Nun haben wir die gesetzlich vorgeschriebenen Anforderungen erfüllt.
Ein Reisetipp für Musikliebhaber und Reptilienfreunde: Die Nibelungenhalle am Drachenfels in Königswinter!
Kennen Sie schon das Siebengebirge? Es erwartet Sie eine herrliche, waldreiche Landschaft mit 40 vulkanischen Kuppeln. Der höchste Berg, der Ölberg, ist rund 460 m hoch. Besonders bekannt und beliebt ist aber der Drachenfels in Königswinter. Nicht nur für „Wagnerianer“, sondern auch für Reptilienliebhaber ist ein Besuch der dortigen Nibelungenhalle ein absolutes Muss. von Dietrich Rössel & Cornelia Stenz-Bradbury
Das Siebengebirge ist ein rechtsrheinisches Mittelgebirge am südlichen Rand des Ballungsraums Köln-Bonn und lädt mit vielen Attraktionen Besucher ein. Es ist der älteste Naturpark Deutschlands und wurde bereits 1958 als Naturpark ausgewiesen.
Neben der bekannten Nibelungenhalle selbst, die eine Gedenkstätte für Richard Wagner ist, und einer direkt angrenzenden Drachenhöhle befindet sich schon seit Jahrzehnten ein Reptilienzoo, seit Langem höchst sachkundig von Marlies Blumenthal betrieben, seit einiger Zeit gemeinsam mit ihrer Tochter.
Ein schwarzes Jahr für die Kreuzotter …
Ein schwarzes Jahr war das erste Corona-Jahr 2020 für ungezählt viele. Warum das auf die Kreuzotter sogar im doppelten Wortsinn zutrifft, zeigt Ole Dost hier mit eindrucksvollen Bildern und ergänzt damit die Foto-Dokumentation über die Farbvarianten der Kreuzotter aus REPTILIA Nr. 148 von Andre Schmid. von Ole Dost
Zwei Faktoren dürften im Vordergrund stehen, wenn es um den metaphorischen Sinn der Nicht-Farbe Schwarz geht: Durch die mangelnde Reisefreiheit, seit der friedlichen Revolution von 1989 erstmals wieder ein gebräuchlicher Ausdruck, wurden die landschaftlichen Hotspots unseres Landes mit noch mehr Ausflüglern geflutet als ohnehin. Da viele dieser Besuchermagnete auch zu den letzten Verbreitungszentren der Kreuzotter gehören, kam es wohl vermehrt zur Begegnung Viper-Mensch-Hund, was immer großer Grund zur Sorge ist –und zwar um die Kreuzotter. Ich erlebte in meiner Nordschwarzwälder Heimat im ungewöhnlich warmen April gleich zwei Kreuzottern, die während der Wanderungsphase von den Winterquartieren zu den Balzplätzen auf sehr belebten Wanderwegen „festhingen“, weil sie vom Besucherverkehr hoch gestresst Wanderer und Radfahrer anfauchten. Unter den gleichen Umständen fand meine Tochter im August während ihrer Pfadfinderfreizeit im Elbsandsteingebirge ein trächtiges Kreuzotterweibchen.
Die Schlangenernte am Tonlé Sap
Der Tonlé Sap in Kambodscha ist in allen Belangen ein besonderer See. Er ist nicht nur der größte See Südostasiens, sondern der größte Auensee der Welt. Er gilt als hydrologisches Weltwunder. Zudem beherbergt er die wahrscheinlich ungewöhnlichste Wasserschlangen-Gemeinschaft der Welt. Bis jetzt noch jedenfalls. von Philipp Wagne
In der Trockenzeit entwässert der Tonlé Sap über den 120 km langen gleichnamigen Fluss in den Mekong. Während der Regenzeit schwillt das Wasser im Mekong an und drückt es in den Tonlé-Sap-Fluss, wodurch dieser seine Fließrichtung ändert und zum Zufluss des Sees wird. In der Folge dehnt sich die Fläche des Sees aus. Während der Trockenzeit bedeckt er ca. 2.500 km² (im Vergleich: der Bodensee hat gerade einmal 536 km²) und breitet sich durch den Zufluss des Mekong-Hochwassers auf bis zu 25.000 km² aus. Auch die Wassertiefe verändert sich und steigt von ca. einem Meter in der Trockenzeit auf über zehn Meter während der Regenzeit.
Poecilotheria – bunte Ornamentvogelspinnen aus Indien und Sri Lanka
Aufgrund ihrer prächtigen Färbung, ihrer Größe und ihres spektakulären Abwehrverhaltens sind Ornamentvogelspinnen seit einigen Jahren besonders beliebt in der Terraristik. In der Natur leiden sie unter Lebensraumzerstörung, im Terrarium gelingt inzwischen zahlreich die Nachzucht. Unser Autor hat einen Zucht- und Ausstellungsraum für diese Spinnen gegründet, das Poecitarium. Dort werden auch speziell auf diese Gattung abgestimmte Sachkundekurse angeboten. von Patrick Meyer
Aktuell sind genau 1.014 Vogelspinnenarten beschrieben, die sich auf 152 Gattungen aufteilen (Stand Juli 2021). Eine dieser Gattungen ist Poecilotheria, im Terrarianer-Slang auch kurz Poecis genannt. Zu ihr gehören 15 Arten. Sie bilden eine eigene Unterfamilie, die Poecilotheriinae.