Sicherheitsvorkehrungen in der Gift- und Gefahrtierhaltung
Das Halten von sogenannten Gefahr- oder Gifttieren geht immer mit einer besonderen Verantwortung einher. Viele Terrarianer kennen das Problem: Ohne dass man sich je etwas zu Schulden hat kommen lassen, ist man mit einer ständigen latenten Ablehnung seines Hobbys von Außenstehenden konfrontiert. Dies schlägt sich nicht selten in gesetzlichen oder sozialen Repressionen nieder. Daher ist es umso wichtiger, dass der verantwortungsbewusste Gifttierhalter sein Hobby mit der größtmöglichen Sorgfalt und Sachkunde betreibt. Unser Autor ist Feuerwehrmann und Gifttierhalter und erklärt die nötigen Vorsichtsmaßnahmen. von Alexander Bonsels
Ein Blick in §121 OwiG (Ordnungswidrigkeitengesetz) genügt bereits, um geeignete Maßnahmen für die eigene Tierhaltung erkennen zu können:
(1) Ordnungswidrig handelt, wer vorsätzlich oder fahrlässig
1. ein gefährliches Tier einer wildlebenden Art oder ein bösartiges Tier sich frei umherbewegen lässt
oder
2. als Verantwortlicher für die Beaufsichtigung eines solchen Tieres es unterlässt, die nötigen Vorsichtsmaßnahmen zu treffen, um Schäden durch das Tier zu verhüten.
Durch das Einhalten strenger und sorgfältiger Sicherungsmaßnahmen kann in einem Versicherungsfall oft die Fahrlässigkeit bzw. die grobe Fahrlässigkeit ausgeschlossen werden. So erspart man sich viel Ärger.
„Love Bites“ – Eine neue Studie zu Vergiftungen durch Spinnen und Skorpione in Terrarienhaltung
Die Haltung wirbelloser Terrarientiere erfreut sich großer Beliebtheit. Im Fokus des Interesses stehen seit jeher Vogelspinnen, aber auch Skorpione und andere Spinnentiere werden häufig gepflegt. Die Tatsache, dass sie alle mehr oder weniger giftig sind, führt immer wieder zu undifferenzierten Diskussionen, Restriktionen oder im schlimmsten Fall gar zu ungerechtfertigten Haltungsverboten. Dabei ist die Erkenntnislage über das tatsächliche Gefahrenpotenzial ausgesprochen dürftig. In einer umfangreichen aktuellen Studie haben unsere Autoren etwas Licht in dieses Dunkel gebracht, stellen ihre Ergebnisse hier in komprimierter Form vor – und geben Handlungsempfehlungen, die helfen, die Haltung dieser faszinierenden Tiere noch weiter aus der „Gefahrenzone“ zu holen. von Tobias Hauke und Volker Herzig
Spätestens seit den 1980er-Jahren gehören Vogelspinnen (Familie Theraphosidae) zu den beliebtesten Wirbellosen unter den „exotischen“ Terrarientieren (Klaas 1989). Aber auch weitere mygalomorphe und araneomorphe Webspinnen (Ordnung Araneae) sowie viele Skorpione (Ordnung Scorpiones) sind inzwischen fester Bestandteil in der Heimtierhaltung. Diese Terrarientiere sind allerdings „giftig“, d. h. sie verfügen über ein Gift, das zum Beutefang, aber auch zur Verteidigung gegenüber Fressfeinden sowie größeren Störenfrieden inklusive uns Menschen eingesetzt werden kann.
Planung und Realisierung von Lichtschacht-Freilandterrarien
In REPTILIA 147 schilderte unser Autor ausführlich den Umzug mit seiner ganzen Terrarienanlage. „16 Quadratmeter Terrarianerglück“, hieß sein Erfahrungsbericht. Dabei wurden viele Becken neu angelegt, unter anderem zwei Terrarien im Lichtschacht des neuen Hobbyraums. Diese ungewöhnlichen Freilandterrarien verdienen einen genaueren Blick. von Joschka Schulz
Im Zuge des Um- und Ausbaus meiner neuen Terrarienanlage im Winter 2019/2020 hat sich die Gelegenheit ergeben, zwei massiv betonierte Lichtschächte im Haus als Terrarien auszubauen. Auf die Idee hatte mich Beat Akeret in seinem Buch „Pflanzen im Terrarium“ (Natur und Tier - Verlag) gebracht, in dem er ein Lichtschachtterrarium für seine Gila-Krustenechsen vorstellt.
Schnecken sind nicht immer Zwitter – Erfahrungen mit Cyclophorus aurantiacus
Die asiatischen Cyclophorus-Arten sind nicht nur sehr hübsche, sondern auch interessant zu beobachtende Schnecken. Leider gelangen sie nur unregelmäßig aus ihrer Heimat in unsere Terrarien, und noch nicht mit allen Spezies gelingt die Nachzucht – umso wichtiger ist es, Haltungserfahrungen zu veröffentlichten, um diese optimieren zu können. von Melanie Görner
Aus Thailand stammen viele interessante Schneckenarten, die zwar alle nicht besonders groß sind, dafür aber meist durch besondere Eigenarten auffallen. Einige von ihnen haben schon vereinzelt den Weg in unsere Terrarien gefunden, manche sind wieder verschwunden, und einige konnten sich (leider oft mehr schlecht als recht) in der Szene halten. Darunter ist auch eine mittelgroße Gehäuseschnecke – etwa so groß wie unsere heimische Weinbergschnecke wird diese rundliche Art: Cyclophorus aurantiacus zählt zur Familie der Cyclophoridae und zur Unterfamilie der Cyclophorinae. Diese Spezies erreicht einen Gehäusedurchmesser von ca. 4 cm bei südlichen und knapp 5,5 cm bei östlichen Populationen.
Es handelt sich um besonders schön gemusterte Schnecken, die einen ähnlichen Fuß wie Wasserschnecken besitzen. Sie haben nur zwei Fühler, und die Augen sind unterhalb der Fühleransätze im Kopfbereich des Fußes zu finden.
Häufig gehaltene Schneckenarten
Achatschnecken sind beliebt wie nie! Aber in ihrem Kielwasser ziehen auch immer wieder Arten anderer Weichtierfamilien in die Terrarien der Liebhaber dieser liebenswerten „Schleimer“. Ein Überblick. von Melanie Görner
Einige Schneckenarten erfreuen sich seit Jahrzehnten hoher Beliebtheit, andere unterliegen Trends, und immer wieder werden auch neue Spezies ins Hobby eingeführt – nicht alle etablieren sich auf Dauer. In diesem Beitrag möchte ich Ihnen einige der am häufigsten gehaltenen Arten und Unterarten vorstellen.
Eusoziales Verhalten bei Schaben
Schaben spielen in der Terraristik eine immer größere Rolle – nicht nur als Futtertiere, sondern auch als oft sehr attraktiv gefärbte und gezeichnete Schautiere. Bei einigen Vertretern wurde nun erstmals eusoziales Verhalten nachgewiesen – und noch dazu sind sie bestechend schön gefärbt! von Kriton Kunz und Klaus Rehfeld
Hoch organisierte Tiergemeinschaften üben eine besondere Faszination aus, da wir bei ihnen manche Parallele mit menschlichen Gesellschaften sehen können. Die bekanntesten Beispiele finden wir bei den Hautflüglern (Ameisen, Bienen, Wespen) und bei den Termiten. Insbesondere bei den Hautflüglern gibt es unterschiedliche Grade der „Staatenbildung“. Als höchste Stufe der Vergesellschaftung gilt die Eusozialität. Hierunter versteht man arbeitsteilige Gesellschaften, in denen Tiere meist in mehreren Generationen zusammenleben, ihre Brut gemeinsam aufziehen und Nahrung gemeinschaftlich beschaffen sowie verteilen. Sie bilden eine Fortpflanzungsgemeinschaft, obwohl nicht alle Mitglieder sich direkt fortpflanzen, sondern nur eng Verwandte aufziehen. Die Arbeitsteilung drückt sich nicht nur im Verhalten, sondern häufig auch in der Morphologie aus, wie wir es etwa bei Honigbienen kennen, mit Königin, Drohn und Arbeiterin.
Die außergewöhnliche Farb- und Zeichnungsvielfalt der Kreuzotter (Vipera berus) in Europa
Die Kreuzotter zeichnet sich neben ihrer hohen Toleranz gegenüber kalten und rauen Lebensräumen auch durch ihre Farb- und Zeichnungsvielfalt aus. Diese zeigt sich in diversen Lokalformen und bei Verbreitungsschwerpunkten, aber immer wieder kommt es auch durch genetische Mutationen zu komplett „neuen“ Farb- oder Zeichnungsausprägungen. Dieser Artikel soll einen kleinen Überblick über diese Vielfalt bieten und den aktuellen Stand der Farbformen und besonderer Einzelfunde dokumentieren – ohne Anspruch auf Vollständigkeit. von Andre Schmid
Wenn man die Zeichnungsvielfat der Kreuzotter betrachtet, muss man beachten, dass auch die „normale“ Varianz der „normalen“ Färbung schon durchaus „bunte“ Vipern hervorbringen kann. Auch sind zu sämtlichen Farbvarianten unzählige Nuancen der Zwischenstufen möglich, die diesen Artikel bei weitem sprengen würden.
Durch die stetige Zunahme der naturbegeisterten und reptilienaffinen Naturbeobachter, Naturfotografen und natürlich auch „Herper“ sind bereits viele besonders gefärbte Kreuzottern gefunden worden. Dank der mittlerweile erschwinglichen Kameratechnik gibt es inzwischen auch zu vielen besonderen Funden Fotobelege, die außergewöhnliche Tiere aussagekräftig dokumentieren.
... wenn das Gute liegt so nah: einheimische Schlangen
Lockdown und kein Ende? Keine Frühjahrsreise in den Süden möglich? Kein Grund zum Verzagen: In Deutschland, Österreich und der Schweiz gibt es zwar nicht sehr viele Schlangenarten, eine Begegnung mit ihnen ist dafür aber immer etwas Besonderes – und für viele schon so überraschend, dass sie erschrocken sofort Polizei oder Feuerwehr rufen, wenn sich mal eine Ringelnatter in ihre Nähe verirrt. Grund genug, sich endlich einmal wieder etwas eingehender mit der einheimischen Schlangenfauna zu beschäftigen. Und selbst erfahrene Terrarianer werden da noch manche Überraschung und Begegnung erleben, die den Vergleich zu einer solchen mit exotischen Schlangen anderer Länder nicht zu scheuen brauchen. von Benny Trapp
In Deutschland sind insgesamt sieben Schlangenarten verbreitet, in Österreich sind es derer sechs (eine weitere ist seit Mitte des 19. Jahrhunderts ausgestorben bzw. verschollen), und die Schweiz zählt sogar stolze neun Schlangenarten zu ihrer heimischen Herpetofauna.
Fräulein Meid und die Brückenechse „Hallo“
Die Brückenechse hat im vergangenen Jahr durch die Entschlüsselung ihres Genoms Schlagzeilen gemacht (z. B. Grolle 2020; siehe REPTILIA Nr. 146). Schon immer haben diese „lebenden Fossilien“ Reptilienfreunde fasziniert. Die einzigen lebenden Exemplare in Deutschland kann man im Berliner Zoo bestaunen. Vereinzelt wurden die Echsen früher aber auch anderswo gehalten – etwa im Kölner Zoo. Andree und Beate Hauschild haben für REPTILIA eine Zeitzeugin interviewt: die Tierpflegerin Margot Schneider, die eines der seltenen Tiere damals versorgt hat. von Andree und Beate Hauschild
REPTILIA: Margot, du warst 1967 noch in der Ausbildung im Kölner Zoo, als ein Geschenk aus Neuseeland bei euch ankam: eine Brückenechse. Erinnerst du dich?
Schneider: Ja, natürlich erinnere ich mich. Das war die Zeit, als das heutige Aquarium noch im Rohbau war. Ein Mitarbeiter brachte damals eine Holzkiste vom Flughafen, Absender war eine Behörde in Neuseeland. Mein Chef Dr. Kühme und ich öffneten die Kiste und bestaunten die Echse, die putzmunter aus dem Behälter kroch. Meine angebotenen Regenwürmer hat sie schwuppdiwupp von der Pinzette gefressen.
„Süßigkeiten“ aus Mexiko
„Süßigkeiten, Souvenirs und Spielzeug“ – dies war die offizielle Deklaration zweier Pakete aus Mexiko, die vom Zoll des Flughafens Köln/Bonn am 30. Oktober und 8. November 2020 beschlagnahmt wurden. Neben den deklarierten Süßigkeiten und Spielsachen befanden sich allerdings auch 25 herpetologische Bonbons in der Sendung. Zur Bestimmung und Erstversorgung brachte der Zoll die teils stark gefährdeten und streng geschützten Reptilien umgehend in das Zoologische Forschungsmuseum Koenig in Bonn. Unsere Autoren berichten über die Hintergrunde dieses traurigen Schmuggelfalls. von Philipp Ginal und Inna Rech
Als das erste Paket im Zoologischen Forschungsmuseum Koenig (ZFMK) eintraf, wussten wir selbst noch nicht genau, was uns da erwarten würde. Der Zoll hatte uns nur mitgeteilt, dass zwei lebende sowie mehrere tote Echsen gefunden worden waren. Um den beiden Überlebenden das Schicksal ihrer Artgenossen zu ersparen, wurden die Tiere samt Paket umgehend in das Museum gebracht. Schon beim Öffnen der Sendung kam uns ein beißender Geruch entgegen, der das Schlimmste vermuten ließ.